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Zahlreiche Menschen überqueren beim Gedächtnislauf die Alte Mainbrücke in Würzburg. Mit dem Event wollen die Veranstalter an die Bombardierung der Domstadt am 16. März 1945 erinnern Als Erich Kunkel anlässlich des 50. Jahrestags der Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945 den Gedächtnislauf ins Leben rief, waren mit ihm zusammen elf Teilnehmer am Start. Bei der inzwischen 25. Auflage waren es 501 Frauen und Männer, die sich am Samstag vom Rathaus aus auf den Weg nach Margetshöchheim, Himmelstadt, Karlstadt oder Gemünden machten.
"Je weiter wir uns von 1945 entfernen, desto wichtiger wird das Gedenken an die Ereignisse von damals. Der Gedächtnislauf ist heute aktueller denn je", sagte Kunkel. Er lebt und arbeitet seit gut 15 Jahren in München, war aber auch in diesem Jahr wieder am Start. "Durch diesen Lauf erinnern wir daran, dass die Menschen nach der Bombardierung die Flucht ergreifen mussten, um sich zu retten", betonte Bürgermeister Adolf Bauer.
Die Teilnehmerzahl hat sich bei 500 eingependelt.
Zu seinen besten Zeiten hatte der Gedächtnislauf über tausend Teilnehmer, zuletzt hat sich die Zahl mit wetterbedingten Schwankungen bei rund 500 eingependelt. Für viele Teilnehmer geht es dabei in erster Linie um die sportliche Betätigung bei der ersten großen Laufveranstaltung des Jahres. Das zeigt unter anderem die Tatsache, dass der erste Läufer bereits nach nur drei Stunden und zwei Minuten nach 44 Kilometern in Gemünden überquerte. Insgesamt liefen in diesem Jahr 44 Frauen und Männer die ganz lange Strecke.
Den Hintergrund der Veranstaltung "haben aber auch viele Teilnehmer noch im Kopf", so Veranstaltungsleiter Günter Herrmann. Das gilt auch für die jüngere Generation: "Wir waren letztes Jahr zusammen mit unserem Ausbilder am Start, haben aber auch das Läuten der Glocken am 16. März erlebt", erzählten die beiden Polizeischüler Manuel (23 Jahre) und Daniel (22). Inzwischen wurden sie von der Bereitschaftspolizei in die Oberpfalz versetzt, kamen aber trotzdem zum 25. Gedächtnislauf, "weil es Spaß macht und um unseren Ausbilder wiederzusehen."
"Es ist ein Gedächtnislauf und kein Wettkampf." Sagt Günter Herrmann der Veranstaltungsleiter.
Zahnarzt Steffen Biebl lief gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen die Kurzstrecke nach Margetshöchheim - in erster Linie wegen des gemeinsamen Lauferlebnisses im Team. "Es geht uns nicht nur um das Gedenken, mich persönlich beschäftigt der 16. März aber schon", sagte Biebl: "Ich denke mir immer, was für eine schöne Stadt Würzburg ohne dieses Ereignis sein könnte."
Gut 4000 Menschen kamen beim Angriff der alliierten Bomber vor 74 Jahren ums Leben, die Innenstadt wurde nahezu vollständig zerstört. Viele Überlebende flohen in die umliegenden Gemeinden: "Ihr müsst heute nicht um euer Leben laufen - es ist ein Gedächtnislauf und kein Wettkampf", gab Günter Herrmann den Teilnehmern mit auf den Weg.
Traditionell wird beim Gedächtnislauf der erste Kilometer im Gedenken an die Opfer des 16. März 1945 gemeinsam gelaufen. In diesem Jahr wurde der Gedenk-Kilometer ein gutes Stück verlängert: Wegen des Flohmarkts auf der Talavera führte die Laufstrecke hinter einem Polizeifahrzeug bis zum Biergarten Wasserhäusle auf der Straße, erst dann konnten die ambitionierten Läuferinnen und Läufer auf den Mainwiesen richtig Gas geben.
Das Thema Flucht und Vertreibung ist heute noch genauso aktuell wie 1945: Paul Huf (vordere Reihe, 2.v.r.) und seine "Refugee Runners" aus München vor dem Start zum 25. Gedächtnislauf im Rathaus-Innenhof. Foto: Patrick Wötzel Unter den Teilnehmern war zum ersten Mal eine internationale zwölfköpfige Laufgruppe des Münchner Lehrers Paul Huf, der seit über fünf Jahren mit Geflüchteten regelmäßig laufen geht, um ihnen damit gegen die Folgen ihre Fluchterfahrung zu helfen. "Langstreckenlaufen ist das beste Mittel gegen Schlafstörungen und Depressionen", sagte der 51-Jährige: "Flucht und Vertreibung sind etwas, das auch heute überall auf der Welt passiert. Von daher passt auch der Anlass des Gedächtnislaufs gut zu uns."
Bericht Main Post Würzburg Patrick Wötzel